Kann man glücklich sein lernen?

glücklich sein lernen

Kann man glücklich sein lernen?

Glück – für viele das oberste Ziel im Leben, für andere eine schwer fassbare Illusion. Doch ist es wirklich reiner Zufall, ob wir glücklich sind? Oder lässt sich glücklich sein lernen – so wie eine Sprache oder ein Handwerk? Die Wissenschaft sagt: Ja! In diesem Artikel erfährst du, wie wir unser eigenes Glück aktiv beeinflussen können – und was wirklich hilft, zufriedener und erfüllter durchs Leben zu gehen.


Was ist Glück überhaupt?

Der Begriff Glück wird im Alltag oft unpräzise verwendet. Meist unterscheiden Fachleute zwei Arten:

  • Hedonisches Glück: Kurzfristige Freude, angenehme Emotionen, Spaß – z. B. beim Feiern oder beim Genießen eines guten Essens.
  • Eudaimonisches Glück: Eine tiefergehende Form des Glücks, die aus Sinn, innerem Wachstum, Verbundenheit und Zielorientierung entsteht.

Wichtig zu verstehen: Das hedonische Glück ist oft flüchtig. Doch das eudaimonische Glück lässt sich über längere Zeiträume aufbauen – und genau hier setzt die Idee an, dass man glücklich sein lernen kann.


Wie viel Einfluss haben wir auf unser Glück?

Zahlreiche Studien haben versucht, die Komponenten des Glückserlebens zu quantifizieren. Eine verbreitete Aufteilung lautet:

EinflussfaktorAnteil am subjektiven Glücksempfinden
Genetische Veranlagungca. 50 %
Äußere Lebensumständeca. 10 %
Eigenes Verhalten und Denkenca. 40 %

Das bedeutet: Auch wenn ein Teil unserer Stimmung biologisch vorgegeben ist und äußere Faktoren wie Einkommen oder Wohnort nur begrenzt Einfluss haben, liegt ein großer Teil unseres Glücks in unserer eigenen Hand. Aber du kannst glücklich sein lernen!


Warum fällt es vielen schwer, glücklich zu sein?

Einige Denk- und Verhaltensmuster stehen uns häufig im Weg beim glücklich sein lernen:

  • Sozialer Vergleich: In Zeiten von Instagram und Co. vergleichen wir uns ständig mit geschönten Darstellungen des Lebens anderer.
  • Negativity Bias: Unser Gehirn ist evolutionär darauf getrimmt, negative Reize stärker zu gewichten als positive.
  • „Wenn-dann“-Denkweise: „Wenn ich erst den richtigen Job habe …“ – das führt zu ständigem Aufschieben des Glücks.
  • Perfektionismus: Wer glaubt, alles müsse perfekt sein, erlebt Glück seltener – weil kaum etwas den überhöhten Ansprüchen genügt.

Glücklich sein lernen – konkrete Strategien für den Alltag

Glück ist keine magische Gabe – sondern oft das Ergebnis bewusster Entscheidungen und Gewohnheiten. Hier einige erprobte Wege, wie du glücklich sein lernen kannst:

1. Dankbarkeit trainieren

Regelmäßige Dankbarkeit verändert den Fokus: Statt auf das, was fehlt, achten wir auf das, was da ist.

Tipp: Schreibe täglich drei Dinge auf, für die du dankbar bist – morgens oder abends.

2. Achtsamkeit & Meditation

Schon wenige Minuten täglich helfen, den Autopiloten im Kopf auszuschalten. Achtsamkeit senkt nachweislich Stress, erhöht Selbstwahrnehmung und verbessert den Umgang mit schwierigen Emotionen.

3. Sinn erleben statt nur Spaß suchen

Wirkliches Glück wächst oft aus sinnstiftenden Tätigkeiten – z. B. ehrenamtlichem Engagement, Kreativität oder dem Beitrag zu etwas Größerem.

4. Soziale Beziehungen pflegen

Menschen sind soziale Wesen. Nähe, Unterstützung und echte Gespräche sind zentrale Quellen von Lebenszufriedenheit.

5. Bewegung & Natur nutzen

Regelmäßiger Sport setzt Glückshormone wie Endorphine frei. Auch Zeit im Grünen senkt Stresshormone und hebt die Stimmung.

6. Gedanken beobachten – und herausfordern

Negative automatische Gedanken wie „Ich bin nicht gut genug“ lassen sich erkennen und umformulieren. Kognitive Umstrukturierung ist ein zentrales Werkzeug aus der positiven Psychologie.


Glücklich sein lernen – Die Rolle von Gewohnheiten

Glück ist kein Ziel, das man erreicht und dann „abhakt“. Es entsteht in alltäglichen Routinen und Denkweisen. Neurowissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass sich neuronale Bahnen im Gehirn durch regelmäßiges Training verändern – ein Prozess, der auch als Neuroplastizität bekannt ist.

Wer sich täglich ein paar Minuten Zeit nimmt, um bewusst Positives zu denken, Dankbarkeit zu empfinden oder achtsam zu sein, trainiert das eigene „Glücksnetzwerk“ im Gehirn.


Glücklich sein lernen – Glück in verschiedenen Kulturen

Auch kulturelle Einflüsse prägen unser Glücksverständnis. In westlichen Gesellschaften steht oft individuelles Wohlbefinden im Fokus – Karriere, Selbstverwirklichung, Konsum. In vielen fernöstlichen Kulturen dagegen geht es eher um Harmonie, Bescheidenheit und soziale Eingebundenheit.

Ein gutes Beispiel ist Bhutan: Das kleine Land misst nicht nur das Bruttoinlandsprodukt, sondern auch das Bruttonationalglück – ein staatlich verankertes Ziel, das Bildung, Natur, Kultur und Spiritualität berücksichtigt.


Glücklich sein lernen – was sagt die Forschung?

Zahlreiche Studien aus der Positiven Psychologie zeigen: Glück ist trainierbar. Besonders bekannt ist die Forschung von Prof. Sonja Lyubomirsky, die nachgewiesen hat, dass gezielte Maßnahmen wie das Üben von Dankbarkeit, bewusste Achtsamkeit und soziale Beziehungen unser Glücksniveau langfristig steigern können.

Die zentrale Erkenntnis: Unser Glück ist nicht nur angeboren, sondern zu einem erheblichen Teil beeinflussbar durch unser Verhalten – und damit auch erlernbar.

👉 Einen fundierten Überblick zur wissenschaftlichen Basis bietet der Beitrag über Positive Psychologie im Fachlexikon von socialnet:
https://www.socialnet.de/lexikon/Positive-Psychologie


Was Glück nicht ist

Beim Streben nach Glück ist es wichtig, sich von unrealistischen Vorstellungen zu verabschieden:

  • Glück ist nicht ein Dauerzustand. Niemand ist immer glücklich.
  • Glück bedeutet nicht Abwesenheit von Schmerz oder Problemen.
  • Glück entsteht nicht durch Konsum allein – sondern durch Verbindung, Sinn und Selbstwahrnehmung.
  • Glück heißt nicht, dass man nie traurig, ängstlich oder unsicher sein darf.

Im Gegenteil: Wer seine Gefühle – auch die unangenehmen – annehmen kann, schafft Raum für echtes, tiefes Glück.


Glück ist lernbar – aber nicht kontrollierbar

Glücklich zu sein heißt nicht, alles im Griff zu haben. Auch wer regelmäßig meditiert, dankbar ist und gut für sich sorgt, kann Schicksalsschläge oder depressive Phasen erleben. Doch die eigene emotionale Widerstandskraft – auch Resilienz genannt – lässt sich stärken.

Glück ist also kein garantierbares Ergebnis, aber ein Weg, der geübt werden kann. Und je länger man diesen Weg geht, desto vertrauter wird er.


Mehr zum inneren Dialog und der Selbstwahrnehmung findest du hier:
Warum zweifeln wir an uns selbst?


Fun Facts über Glück

  • Menschen mit Haustieren berichten im Schnitt über ein höheres Glücksempfinden
  • Studien zeigen: Lächeln – auch wenn es anfangs „gestellt“ ist – kann die Stimmung verbessern
  • Der Geruch von Vanille und Zitrusfrüchten hat bei vielen Menschen eine stimmungsaufhellende Wirkung
  • In Finnland, laut UN-Bericht das „glücklichste Land der Welt“, sind Bescheidenheit und Naturverbundenheit kulturell tief verankert

Fazit: Glück ist ein Prozess – kein Zustand

Glücklich sein lernen ist möglich – aber es braucht Bewusstsein, Geduld und die Bereitschaft, alte Denkmuster zu hinterfragen. Wer sich täglich ein paar Minuten für Dankbarkeit, Achtsamkeit, soziale Verbindung und Sinnhaftigkeit nimmt, baut langfristig ein starkes Fundament für mehr Zufriedenheit und kann glücklich sein lernen.

Es ist kein „Quick Fix“ – aber ein Weg, der sich lohnt. Denn das schönste Glück ist oft das, das sich leise und nachhaltig entfaltet.

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