Was macht ein Algorithmus?

Was macht ein Algorithmus?
Algorithmus – das klingt nach Mathematik, Informatik und unverständlichem Code. Aber in Wahrheit begleitet uns ein Algorithmus täglich, ganz unbemerkt: Beim Scrollen durch Social Media, bei der Navigation mit dem Smartphone oder beim Einkaufen im Internet. Doch was macht der eigentlich genau? Und warum ist dieses unscheinbare Konzept so einflussreich für unsere moderne Welt?
Was ist ein Algorithmus?
Ein Algorithmus ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, um ein bestimmtes Problem zu lösen oder eine Aufgabe zu automatisieren. In der einfachsten Form ist auch ein Kochrezept einer: Es beschreibt eine eindeutige Abfolge von Handlungen mit einem klaren Ziel – zum Beispiel einen Kuchen zu backen.
In der Informatik funktioniert es ähnlich: Ein Algorithmus bekommt Eingabedaten, verarbeitet sie anhand festgelegter Regeln und gibt eine Ausgabe zurück. Das kann ein Suchergebnis, eine Produktempfehlung oder eine Navigationsanweisung sein.
Wie funktioniert dies?
Er besteht aus drei Komponenten:
- Eingabe – z. B. dein Standort, ein Suchbegriff oder dein Nutzerverhalten
- Verarbeitung – mathematische Regeln, die mit diesen Daten arbeiten
- Ausgabe – das Ergebnis, das du auf dem Bildschirm siehst
Beispiel: Du gibst bei Google „Pizza in der Nähe“ ein. Der Algorithmus erkennt, dass du Hunger hast, prüft deinen Standort, durchsucht Bewertungen und Öffnungszeiten – und liefert dir die relevantesten Pizzerien in deiner Nähe.
Ein Blick in die Geschichte: Woher kommt der Begriff?
Der Begriff „Algorithmus“ geht auf den persischen Gelehrten Al-Chwarizmi zurück, der im 9. Jahrhundert mathematische Regeln zur Berechnung mit indischen Ziffern entwickelte. Sein Name wurde im Lateinischen zu „Algorismus“ – später „Algorithmus“.
Seitdem hat sich der Begriff in der Mathematik, Informatik und Technik durchgesetzt. Algorithmen bilden heute die Grundlage für nahezu jedes Computerprogramm.
Berühmte Algorithmen, die die Welt verändert haben
Einige sind so bedeutsam, dass sie unseren Alltag bis heute prägen:
- Euklidischer Algorithmus – zur Berechnung des größten gemeinsamen Teilers (bereits 300 v. Chr.)
- PageRank-Algorithmus – das Herzstück von Google, das Webseiten nach Relevanz ordnet
- AES (Advanced Encryption Standard) – zur sicheren Verschlüsselung deiner Daten
- Quicksort – ein Sortierverfahren, das extrem schnell große Datenmengen sortieren kann
Diese Beispiele zeigen: Algorithmen können die Welt verändern – still und leise im Hintergrund.
Algorithmus im Alltag – Beispiele aus der Praxis
Wir begegnen Algorithmen überall – hier ein paar typische Anwendungen:
Bereich | Algorithmus-Aufgabe |
---|---|
Google-Suche | Relevanzranking von Webseiten |
Netflix / Spotify | Empfehlung passender Inhalte |
E-Commerce | Produktempfehlungen und individuelle Werbung |
Navigations-Apps | Optimale Route unter Berücksichtigung des Verkehrs |
Banking | Erkennung verdächtiger Transaktionen |
Smart Home | Automatisierung je nach Verhalten und Tageszeit |
Jede dieser Anwendungen basiert auf klar definierten Abläufen – also Algorithmen –, die Entscheidungen treffen, Ergebnisse liefern oder Nutzerverhalten analysieren.
Soziale Netzwerke: Wenn der Algorithmus entscheidet, was du siehst
Ein besonders einflussreicher Bereich ist Social Media. Hier bestimmt der Algorithmus, welche Beiträge du in deinem Feed siehst – und welche nicht.
Diese Auswahl basiert unter anderem auf:
- bisherigen Likes, Kommentaren und Verweildauer
- Interaktionen mit bestimmten Personen oder Themen
- aktuellen Trends und bezahlter Werbung
Das Ziel: Inhalte anzeigen, die dich möglichst lange auf der Plattform halten. Kritiker sprechen von Filterblasen, weil Algorithmen dazu neigen, deine Meinung zu bestätigen, statt neue Perspektiven zu zeigen.
Algorithmus ≠ künstliche Intelligenz
Oft wird angenommen, dass jeder Algorithmus gleich eine künstliche Intelligenz (KI) sei. Das stimmt nicht ganz.
- Ein klassischer folgt festen Regeln und liefert stets die gleiche Antwort auf dieselbe Eingabe.
- Eine KI hingegen basiert auf lernenden Algorithmen, die sich weiterentwickeln, Muster erkennen und Vorhersagen treffen.
Wenn du tiefer einsteigen möchtest, findest du im Artikel Was ist künstliche Intelligenz? eine einfache und verständliche Einführung in das Thema.
Chancen und Risiken
✅ Vorteile:
- Effizienz: riesige Datenmengen lassen sich in Sekundenschnelle verarbeiten
- Automatisierung: lästige Routineaufgaben werden übernommen
- Personalisierung: Inhalte, Produkte oder Informationen sind auf dich zugeschnitten
- Objektivität: keine Emotionen oder Vorurteile (zumindest in der Theorie)
⚠️ Risiken:
- Intransparenz: viele Algorithmen sind „Black Boxes“ – man weiß nicht, wie sie genau entscheiden
- Voreingenommenheit: wenn die Trainingsdaten verzerrt sind, kann auch das Ergebnis diskriminierend sein
- Manipulierbarkeit: durch Fake-Klicks, Bots oder gezielte SEO
- Abhängigkeit: Nutzer treffen Entscheidungen nicht mehr selbst, sondern folgen automatisierten Vorschlägen
Ein Blick in die Informatik
In der theoretischen Informatik gelten gute Algorithmen als:
- Korrekt – sie liefern das richtige Ergebnis
- Effizient – sie benötigen wenig Zeit und Speicher
- Terminiert – sie enden zuverlässig
Wenn dich das Thema vertieft interessiert, bietet die Universität Hamburg eine fundierte Einführung in die algorithmische Denkweise und Anwendungsgebiete.
Fazit: Was macht ein Algorithmus?
Ein Algorithmus ist im Grunde eine logische Anleitung, die eine Aufgabe systematisch löst. Vom Taschenrechner über Navigationssysteme bis hin zu Social Media – ohne Algorithmen wäre unsere digitale Welt nicht denkbar.
Doch mit wachsender Bedeutung wächst auch die Verantwortung: Wer Algorithmen gestaltet, beeinflusst nicht nur technische Prozesse, sondern auch Gesellschaft, Politik und das individuelle Denken. Deshalb lohnt es sich, Algorithmen zu verstehen – und kritisch zu hinterfragen.